Monika Neustifter steht im dunklen Presshaus vor Stahltanks und riecht an einem Weinglas.

Die Bio-Winzerin im Interview über die Zeit zwischen Weinkeller und Familienleben und was ihr Motto "Wein nicht nur trinken, sondern auch erleben" mit den neuesten Plänen für das Weingut zu tun hat.

Mit ihrer Aussage »Meine Herausforderungen im Alltag haben mehr mit meiner Rolle als Mutter und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun, als mit meiner Arbeit als Winzerin«, schlägt Monika Neustifter kritische Töne an. Die Winzerin aus Poysdorf bewirtschaftet rund 24 ha gemeinsam mit ihrem Vater Karl Neustifter. Zum Biobetrieb gehört auch das Wein.Hotel mit Wein.Restaurant sowie die von ihrem Bruder geführte Wein.Küche. »Ich bin oft im Zwiespalt, ob ich meine Zeit zwischen Weinkeller und Familienleben gerecht aufteile. Genügend Zeit mit den Kindern zu verbringen ist wichtig und das kann man später nicht mehr aufholen«.

Bei ihrem Schaffen im Weingarten steht der Erhalt der Natur und die Pflege gesunder, lebendiger Böden im Vordergrund. Zu besten Lagen zählen Zapfelsberg, Maxendorf, Saurüsseln und Hermannschachern, die älteste Riede Poysdorfs, die seit 1338 besteht. Die Hauptsorte ist Grüner Veltliner, der als Weinviertel DAC und als Stockkultur ausgebaut wird. Neben Veltliner und Rosé gilt die große Leidenschaft den Rotweinen wie Zweigelt, Pinot Noir und Cabernet Sauvignon.

Diesen Frühling wird ein weiteres Herzensprojekt der Familie finalisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Der Weinerlebnisweg, der rund um das Wein.Gut, Wein.Hotel und in die Poysdorfer Kellergasse Radyweg führt, veranschaulicht unter anderem mit einem Weinkino und mit Schautaufeln den Weg von der Traube zum Wein. Auch die Riede Hermannschachern liegt am Weinerlebnisweg, der Mitte April eröffnet wird. Neben den vielen neuen Projekten werden im Hintergrund bereits die Weichen für die Übernahme des Weinbaubetriebs von ihrem Vater Karl Neustifter gestellt.

Falstaff: Ihre Philosophie zielt darauf ab, die Leidenschaft für Wein zu vermitteln und gleichzeitig die Natur für die nächste Generation zu erhalten. Wie setzen Sie diese Philosophie in Ihrer Arbeit als Winzerin um, und wie spiegelt sie sich in Ihren Weinen wider?

Die Arbeit in den Weingärten ist uns sehr wichtig, deshalb auch die biologische Bewirtschaftung und die Beschäftigung mit den Böden. Als BIO-Winzerin schätze ich sehr den Austausch unter KollegInnen und nehme gerne an Schulungen teil. In Zusammenarbeit mit einem Flying Winemaker holen wir uns regelmäßig Input von außen bei der Bewirtschaftung unserer Rebflächen. Unser Ziel ist es, dass sich die Böden so wohl fühlen, dass die Trauben perfekt gedeihen und wir das Traubenmaterial im Keller 1:1 in die Flasche bringen können. Das ist eine Idealvorstellung. Realität ist, dass jedes Jahr eine neue Herausforderung bringt, weil die Natur und das Wetter nicht vorhersagbar sind. Das Drehbuch im Weingarten wird jedes Jahr neu geschrieben. Nichts läuft nach Plan – ähnlich wie mit Kindern .

Aus diesem Grund ist mir die Sortentypizität und Ausprägung der Frucht wichtig. Jeder Wein soll erzählen, wer er ist und woher er kommt. Und dabei nicht nur die Lage widerspiegeln, sondern auch die Handschrift der Winzerin. Bei Kellerführungen, Verkostung und Weingarten-Wanderungen versuchen wir dieses Wissen den Gästen zu erklären und mitzugeben.

Sie sind ja auch Gastgeberin. Wie erleben Sie die Verbindung zwischen der Gastronomie und Ihrer Weinproduktion, und wie ergänzen sich diese beiden Aspekte in Ihrem Betrieb?

Das ergänzt sich sehr gut, auch meine Ausbildung war zunächst touristisch mit Fokus auf Gastronomie und Wirtschaft. Die Weinbauausbildung hat mich erst später interessiert. Diese Kombination hilft mir jetzt dabei, meine Ideen umzusetzen. Wein ist ein Genuss und deshalb wunderbar mit Gastronomie zu verbinden. Dieses Erlebnis möchten wir unseren Gästen bieten. Unser Angebot ist darauf ausgerichtet, schöne Erinnerungen und genussvolle Momente für unsere Gäste zu schaffen. Ein Hotel & Restaurant mit eigenem Weingut ist schon etwas Besonderes. Unser Motto: Wein nicht nur trinken, sondern auch erleben.

Verraten Sie uns Ihren ganz persönlichen Lieblingswein?

Bei uns im Sortiment gibt es eigentlich für jeden Anlass den passenden Wein und auch für mich, gibt es nicht nur einen Lieblingswein, wobei der Grüne Veltliner schon meine Lieblingssorte ist, weil der in all seinen Stilen zu jedem Essen und zu jeder Gemütslage passt. Wir haben von Weinviertel DAC bis zum gereiften Premium Stockkultur Veltliner insgesamt acht verschiedene Grüne Veltliner im Sortiment. Ja, die Sorte ist meine große Leidenschaft.

Wie sie mit den Herausforderungen zwischen Weinkeller und Familienleben umgeht und welche Unterstützungsmöglichkeiten sie sich von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft wünscht, erklärt sie im Interview mit Falstaff PROFI.

Monika Neustifter steht im dunklen Presshaus vor Stahltanks und riecht an einem Weinglas.
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